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Cadres revisités

Claudia Gochmann, Photography Now, Issue 1.06, January/February/March 2006

This article in German is a review of the Cadres revisités group exhibition at the Institut Néerlandais in Paris. Hellen van Meene's contribution is one of the eight reproduced in the article.

Photography now is an illustrated quarterly that gives a complete overview of current exhibitions in all German and French speaking European countries (and the Netherlands) and features book reviews, articles, interviews, and portfolios by emerging artists. It is available in museums, galleries, at art fairs, in universities, and bookshops.

Here are the last three paragraphs of the article:

Dabei liefern die Kombinationen eigentlich keine unerwarteten Neuinterpretationen der Porträts. Durch die subtile Fassung kommt es vielmehr zur Erweiterung eines Moments innerhalb der Fotografie, die durch die Charakteristik des Rahmens unterstützt wird. In einen vergoldeten, recht schlichten Bilderrahmen setzte Zoetendaal eines der berühmten Matadoren-Brustbilder von Rineke Dijkstra. Das Interessante an dieser Paarung ist der Krakelee-ähnliche Stil des Rahmens, der aussieht, als wäre er in Tausend Teile gesplittert und neu zusammengesetzt worden - genauso wie der Stierkämpfer, der blutverschmiert, aber dennoch verhalten stolz, direkt aus dem Kampf kommt. Mode-Ikone Kate Moss blickt dagegen hochmütig aus dem Bild: Das Kinn erhoben, scheint sie in ihrem Marmorrahmen wie ein weiblicher Imperator zum nächsten Kampf aufzurufen. Fotografiert von Inez van Lamsweerde & Vinoodh Matadin, ist der Bildausschnitt so eng gewählt, dass ihr kühl-arroganter Blick den Rahmen zu sprengen droht, so sehr füllt ihn ihre machtvolle Präsenz aus.

Arno Nollens Fotografie eines nackten Mädchens ist in ein Tabernakel aus dem 16. Jahrhundert gesetzt worden und mutet dadurch wie eine Eva-Darstellung an. Zart und zerbrechlich scheint sie gerade aus dem Traum der paradiesischen Unschuld erwacht zu sein. Auch Helen van Meenes Darstellung eines jungen Mädchens spielt mit dem Augenblick des Erwachsenwerdens. Doch ist dieses Mädchen noch umgeben von ihrer eigenen Unschuld, was das Blumenmuster im Rahmen suggerieren könnte.

Bilder brauchen zur Präsentation nicht zwingend einen Rahmen, das haben Künstler wie Wolfgang Tilmans eindrücklich bewiesen. Was Zoetendaal mit diesem kreativen Experiment jedoch gelingt, ist die Synthese zweier unabhängiger künstlerischer Elemente, die vereint eine neue, dichtere Perspektive ergeben. Vielleicht liefert seine Initiative den Impuls, gelegentlich wieder über die Einbeziehung von ausgesuchten Rahmen nachzudenken.